Weißgerbergasse 10

Zeitraum: 2002 - 2004

Gemarkung: Sebald

Auftraggeber: Altstadtfreunde Nürnberg e.V.

Grabungsleiter: John P. Zeitler M.A., Andrea Lorenz M.A., Katrin Kehrer M.A.

 

Die statische Sanierung des im späten 14. Jahrhunderts errichteten Gerberhauses machte umfangreiche Grabungen zur Sicherung der archäologischen Befunde notwendig, die in enger Absprache mit dem Statiker und dem Bauherrn, den Altstadtfreunden Nürnberg e.V., schließlich zu einer Freilegung nahezu der gesamten Innenfläche des spätmittelalterlichen Gebäudes führten. Schichtenfolgen bis in 3,5 m Tiefe und eine bis in das 10./11. Jahrhundert zurückreichende Grundstücksnutzung brachten wichtige Aufschlüsse zur frühen Stadtgeschichte Nürnbergs. Die Siedlungsgeschichte beginnt mit Gruben und Pfostenlöchern mit der charakteristischen Keramik des 10./11. Jahrhunderts, wie sie auch vom Bamberger Domberg bekannt ist. Die Nutzung, deren Bebauung derzeit noch unklar ist, dauerte bis in das späte 11. bzw. frühe 12. Jahrhundert an. Dann zerstörte ein Brand die auf dem Grundstück vorhandenen Strukturen. Dabei verkohlte auch ein Bündel Stoff zusammen mit einer Grasmatte. Die Stoffe unterschiedlicher Qualität waren größtenteils Wollstoffe in Leinwandbindung, an einem Stoffstück konnten noch schlingenartige Schlaufen erkannt werden.

Mit einer Neubebauung wurde teilweise bis zu 1 m tief in die bestehenden Schichten eingegriffen. Ob es sich bei den erhaltenen Befunden um einen Keller oder eine Art breiter Rinne gehandelt hatte, bleibt noch zu klären. Die mit Holzbohlen gegen das Erdreich gesicherte Struktur hatte senkrechte Wände und wurde am Ende ihrer Nutzungszeit wieder verfüllt, dann erfolgte eine Aufplanierung. Eine Grube, eine verziegelte Lehmplatte – wohl eines Ofens oder Herdes – und Stakenlöcher kennzeichnen eine neue Nutzung im späten12. und frühen 13. Jahrhundert. Dann folgte ein Hiatus, der durch eine bis zu einem halben Meter mächtige Aufschüttung humosen Bodens gekennzeichnet war. Ein darüber aufgebrachter Lehmfußboden enthielt nun erstmals zahlreiche Belege für die Ausübung des Weißgerberhandwerks, vor allem Hornreste und Fußknochen von Schafen und Ziegen. Weitere Aufplanierungen belegen Umbauten in dem Gerberanwesen, das um 1390 durch das heute noch bestehende, in der Zwischenzeit von den Altstadtfreunden Nürnberg e.V. mustergültig sanierte Anwesen abgelöst wurde.