Tetzelgasse

Zeitraum: September 2002 – März 2003

Gemarkung: St. Sebald

Auftraggeber: Stadt Nürnberg, Liegenschaftsamt

Durchführende Grabungsfirma: Archäologische Dokumentation J. Scherbaum; Faustus

 

In der Nürnberger Theresienstraße klaffte seit dem Ende des 2. Weltkriegs eine sich über mehrere Parzellen erstreckende Lücke in der ansonsten dicht geschlossenen Bebauung des Stadtteils. Der bevorstehende Neubau des Wirtschaftsrathauses erforderte vor Baubeginn eine großflächige archäologische Untersuchung der Baugrundstücke.

Die ältesten Funde in Form von Keramikscherben stammen aus dem 10./11. Jahrhundert. Sie fanden sich in den Verfüllungen von Zisternen, die aus dem anstehenden Sandsteinfelsen herausgeschlagen und spätestens im 12. Jahrhundert wieder verfüllt wurden. Über den Verfüllungen lagen Reste eines Schwellbalkenbaus mit nahezu quadratischem Grundriss, zu dessen Anlage der Sandsteinfels hangaufwärts abgetragen wurde.. Reste eines Holzfußbodens und eine zentrale Herdstelle sprechen für ein urbanes Wohngebäude, zu dem auch weitere Zisternen gehörten, die erst im 14. Jahrhundert einer Neubebauung weichen mussten. Das Gebäude wurde während des 13. Jahrhunderts – vielleicht nach einem Brand – wieder abgetragen und die Fläche anschließend durch einen eisenverarbeitenden Handwerker genutzt. Im 14. Jahrhundert erhielt sie ihre bis 1945 bestehende endgültige Bebauung mit großflächigen, aus Sandstein errichteten Bürgerhäusern. Gerade aus der Bau- und frühen Nutzungszeit dieser Gebäude stammen zahlreiche Keramikfunde. Urkundlich ist ab dem Jahr 1390 das Haus „Zu den Blauen Vögeln“ fassbar, in dessen Hinterhof die genannten ältesten Befunde unter einer dünnen Planierschicht lagen. Die imposante Kelleranlage eines weiteren Hauses, früher genannt „Zum Rebstock“ -  einer ehemaligen Weinhandlung, datiert in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Ein mächtiger Pfeiler in der Mitte des Raumes trug das verschachtelte Kreuzgratgewölbe.

Neue Erkenntnisse gelangen auch über die Frühzeit der Nürnberger Stadtbefestigung. Stadttopographische Überlegungen sahen in einem erhaltenen Mauerzug auf der Untersuchungsfläche einen Teil einer ersten Stadtmauer, zumal das ca. 150 m weiter nordwestlich gelegene  Kloster St. Egidien wird in drei Urkunden der 1240er Jahre als außerhalb der Stadt gelegen beschrieben wurde. Die Untersuchung des Mauerkörpers und der Funde aus der dazugehörigen Baugrube zeigte nun aber, dass die im Wesentlichen aus großen sauber gehauenen Sandsteinquadern aufgebaute Mauer nicht vor dem 14. Jahrhundert errichtet worden sein kann. Partien mit augenscheinlich älterem Mauerwerk aus kleinen Bruchsteinquadern erwiesen sich als spätere Reparaturstellen.