Augustinerhof

Zeitraum:2008/09

Gemarkung: Sebald

Auftraggeber: privat

Durchführende Grabungsfirma: BfaD Heyse

Die Grabung in der ehemaligen Fröschau am Nordufer der Pegnitz ist die bislang größte Innenstadtgrabung mit mehreren Siedlungsschichten und ungewöhnlichen Holzfunden. Aufgrund der anstehenden Bebauung des zentral neben dem Hauptmarkt gelegenen Areals wurde eine Fläche von nahezu 3000 m² mit bis zu 4,2 m tief reichenden archäologischen Sedimenten vollständig untersucht. Die Besiedlung begann nach den dendrochronologischen Ergebnissen spätestens 1179. Die Anordnung der Latrinen und die Lage der erhaltenen Werkstattreste aus dieser ersten Bauphase belegen eine gerichtete Orientierung der Parzellen. Zum nahen Fluss hin schützten flechtwandgesicherte Auschüttungsterrassen die neue Baufläche zunächst vor den Frühjahrshochwässern. Die Gebäude waren ausschließlich in Holzbauweise ausgeführt. Pfosten und in geringerem Maße Schwellbalkenkonstruktionen sowie Hinweise auf Bohlenwände prägen das Bild des späten 12. Jahrhunderts. Zahlreiche Gruben mit stark verziegelten Wänden und Schlacke sprechen für einen hohen Anteil von Metallhandwerkern in dem neu erschlossenen Siedlungsareal. eine erste Sichtung der zahllosen Tierknochen belegt, dass es sich bei den "Neubürgern" nicht um eine jüdische Bevölkerungsgruppe wie auf dem östlich angrenzenden Hauptmarktareal gehandelt hatte. Zahllose Schweineknochen mit Schnitt- und Hackspuren lassen hier eine eindeutige Aussage zu. Neben zahlreichen Keramikfunden aus den Planier- und Nutzungsschichten sowie aus den Latrinen sind in Anbetracht der Erhaltungsbedingungen erstaunlich wenige Holzgefäßfunde zu verzeichnen. Neben gedrechselten Schüsseln und Daubenresten ist jedoch ein verzierter Daubenbecher bemerkenswert, der sich in einer Latrine fand. Dreiecks- und Wellenbandmuster aus einem noch unbekannten hellen Auftrag bedeckten die Außenseite des Trinkgefäßes. Mehrere glasierte Keramikfigürchen runden das Fundbild dieser ersten Bauphase ab.

In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zerstörte ein großflächiger Brand die Gebäude vor allem im Nordosten der untersuchten Fläche. Eine Neubebauung setzte erst nach einem Hiatus von einigen Jahrzehnten ein. Dieser ging eine mächtige Aufschüttung voraus, um das Areal nach dem inzwischen gestiegenem Pegel der Pegnitz wieder hochwasserfrei zu bekommen. Die nun errichteten Bürgerhäuser, die mit zahlreichen Umbauten bis zum 2. Januar 1945 bestanden, waren aus Sandstein errichtet und dem feuchten Untergrund entsprechend gegründet. Die Gründung bestand aus einer Serie von Pfahlrosten, für die zwischen 1,2 und 2 m lange, zugespitzte Holzpfähle mit 15 - 20 cm Durchmesser in den Untergrund getrieben wurden. Auf diese wurden teilweise noch Bohlen gelegt, dann die Steinfundamente aufgemauert. Für die Holzkonstruktionen wurden fast ausschließlich Nadelhölzer verwendet. Ein Teil der Häuser war unterkellert, die Wasserversorgung erfolgte nun durch Brunnen mit Sandsteinwänden, die nur wenige Meter tief ins Grundwasser reichten. Unter den besonderen Funden ist eine aus Keramik gefertigte Modelplatte bemerkenswert, die eine Auferstehungsszene zeigt. Ein bildgleiches Vorbild findet sich in einem Augsburger Kalksteinaltar des frühen 16. Jahrhunderts, an dem die Darstellung zusammen mit anderen, maßgleichen biblischen Szenen sekundär verbaut ist.

Die Auswertung der zahlreichen Funde und Befunde hat erst begonnen. Sie wird aber sicherlich ein detailreiches Licht auf die im späten 12. Jahrhundert bereits fassbare Erweiterung der entstehenden mittelalterlichen Stadt Nürnberg und auf ihre Entwicklung bis in die frühe Neuzeit ermöglichen. Im Rahmen einer Bamberger Dissertation hat die Aufarbeitung der frühen Sieldungsphase bereits begonnen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Photo: Langbein

 

Artikel bei den Nürnberger Nachrichten